Artikel • Süddeutsche Zeitung

Wenn der Kapitalismus eine Stadt auffrisst

In kaum einer US-Stadt klaffen Armut und Reichtum so weit auseinander wie in Seattle. Die Stadt war mal Zufluchtsort für linke Spinner, heute können sich Einheimische das Leben dort kaum noch leisten. Wie konnte das passieren?

Als würde man für ein Popstarkonzert Schlange stehen. Dicke Absperrseile lenken die Menschenmenge in Bahnen, eine Dame mit Schürze bittet die Wartenden um Geduld. Dass man für Kaffee ansteht, klar, aber gleich bis draußen? Tatsächlich würde der Laden im beigen Flachbau kaum jemanden interessieren, wäre hier nicht Kapitalismusgeschichte geschrieben worden. „Starbucks“ steht in großen Lettern – Schriftart „Hollywood“, L.A. – über der Menschenschlange, unter der Schrift eine gezeichnete Meerjungfrau, jenes weiße Geschöpf auf Dunkelgrün, das heute weltweit für Getränkepappbecher von der Größe von Handstaubsaugern steht.

Aber ja, hier, am Pike Place Nummer 1912, in Seattle, Washington State, wurde 1971 ein gemütliches Nachbarschaftscafé eröffnet. 53 Jahre später betreibt die Kette weltweit rund 38 000 Filialen und hat für immer verändert, wie Menschen von Köln bis Kairo Kaffee trinken. Und deshalb stehen hier an diesem Montagvormittag im Herbst des Jahres 2024 Menschen Schlange, um acht Dollar für Kaffee mit Kürbisgeschmack zu bezahlen.

Starbucks ist – neben Microsoft und Amazon – eine der berühmtesten Marken, die Seattle hervorgebracht hat. Und es ist alles andere als ein Zufall, dass die Stadt der Welt eine Kaffeehauskette beschert hat, die mal für ihre Gemütlichkeit berühmt war, einen Tech-Konzern, der den Arbeitsalltag erleichtert und ein Digitalkaufhaus, das den Konsum vereinfacht….

… der ganze Text steht auf der Website der Süddeutschen Zeitung, er ist in der gedruckten Ausgabe vom 25./26. Oktober 2024 erschienen und entstanden in Zusammenarbeit mit dem Kollegen Leopold Zaak. Meine Recherchen wurden unter anderem ermöglicht durch das Arthur F. Burns Stipendium, mit dem ich mehrere Monate in Seattle verbringen und bei der Seattle Times hospitieren durfte.

Lea Hampel